13. Juni 2013

Habt Ihr keine Ehre im Leib?

Die Denominierung des Dual Fluid Reaktors bei dem diesjährigen Greentec-Awards schlägt im Netz zwischenzeitlich einige Wellen. In den Printmedien kommt es noch nicht vor, mit Ausnahme von WiWo-Green, die sind aber involviert und mussten reagieren. Doch deren Rechtfertigungsversuche sind dermaßen plump und fachlich falsch, dass für die Macher von WiWo-Green die Bezeichnung Journalist nicht mehr zutreffend ist, sonder man eher von Propagandisten sprechen muss, die sich nur als Journalist tarnen, da die journalistische Ethik hinter der Propaganda eines zur Ideologie verkommen Ökologismus zurücktreten muss. Der Dienst für die vermeintlich gute Sache hat Vorrang.

Peter Heller vom Science-Skeptical-Blog hat nun einen Kommentar bei WiWo-Green abgesetzt, der kurz, knapp aber deutlich, die Rechtfertigungen mit welchen der Dual-Fluid-Reaktor denominiert wurde, als das entlarvt was sie sind: ein Verrat an journalistischer Ethik. Ich erlaube mir deshalb diesen Kommentar hier nochmals in ganzer Länge zu zitieren:
Sehr geehrte Damen und Herren,

schön, daß Sie Fragen stellen. Aber sind Sie nicht Journalisten, die sich ihre Fragen durch einfache Recherchen auch selbst beantworten können.

Das entscheidende Merkmal des DFR ist die Verwendung der Flüssigsalztechnologie. Diese macht ihn inhärent sicher. Ich erkläre es Ihnen gerne, lesen Sie nach:

http://www.science-skeptical.de/energieerzeugung/der-stein-der-weisen/008408/

2. Ein entsprechendes System ist in den 1960er Jahren in den USA bereit gebaut worden und mehrere Jahre problemlos (als Laborprototyp) betrieben worden. Alles, was Sie dazu wissen möchten, finden Sie hier:

http://energyfromthorium.com/ornl-document-repository/

Das dürfte als Technikfolgenabschätzung genügen.

3. Die Studien, die Sie erwähnen, beziehen sich nicht auf die Flüssigsalztechnologie, sondern auf die Verwendung von Thorium in herkömmlichen Leichtwasserreaktoren. Sie haben da etwas vollkommen falsch verstanden.

4. Statt Facharbeiten können Sie auch die beiden Bücher von Robert Heargraves und von Richard Martin lesen:

http://superfuelbook.com/
http://www.amazon.de/THORIUM-energy-cheaper-than-coal/dp/1478161299

Da wird die ganze Story erklärt. U.a. auch, warum es solche Systeme heute nicht mehr oder besser noch nicht wieder gibt.

Die Lifter (LFTR=Liquid Fluoride Thorium Reactor) oder T-MSR (Thorium Molten Salt Reactor)-Bewegung ist eine globale Graswurzelbewegung, die nichts mit der “Atomlobby” zu tun oder gemein hat.

Sie können auch bei Youtube nach den Vorträgen von Kirk Sorensen googeln. Und noch mehr lernen.

3. Der DFR ist deswegen innovativ, weil er das Flüssigsalzprinzip (hier mit Chloriden statt mit Fluoriden) durch den getrennten Blei-Kreislauf technisch höchst elegant umsetzt. Die eingesetzten Stoffe entsprechen solchen, die bspw. auch bei solarthermischen Anlagen als Wärmespeicher eingesetzt werden.

4. Daß man Flüssigsalreaktoren mit verschiedenen Brennstoffkonzepten einsetzen kann, ist ja einer ihrer großen Vorteile. Sicher kann man Thorium nutzen. Die Anreicherung und die Produktion von Brennstäben, mit allen Sicherheits- und Proliferationsproblemen, entfallen dann. Auch entstehen dann keine langlebigen, toxischen und radioaktiven Transurane wie Plutonium oder Curium mehr.

5. Man kann den DFR — und das ist kein Widerspruch sondern eben nur eine weitere Option — aber auch zur Vernichtung bereits vorhandender Abfälle dieser Art einsetzen. Sie würden durch Transmutation im Reaktorkern in stabile, industriell nutzbare Metalle umgesetzt und das in wenigen Wochen und Monaten.

Letztendlich ist aber auch egal, ob Sie dies nun “grün” finden oder “nachhaltig” oder sonst irgendwie. Tatsächlich erfüllt er entsprechende Vorgaben, wenn man diese unter den Stichworten “Reduce, Reuse und Recycle” betrachtet:

http://energyfromthorium.com/?s=Reduce+Reuse+Recycle

Aber wie gesagt: Das ist völlig egal. Man hat ihn zum Wettbewerb zugelassen. Damit war bereits klar, daß er die Vorgaben erfüllt, das haben die Veranstalter geprüft (oder etwa nicht?). Er hat die Online-Abstimmung gewonnen. Damit gehört er zu den Nominierten gemäß den Regeln, unter denen die Bewerbung erfolgte. Die Jury hat da schlicht nichts zu sagen. Sie hat lediglich zwei weitere Projekte aus der entsprechenden Kategorie zu nominieren und dann den Sieger zu bestimmen.

Da Sie sich an der “Denominierung” aktiv beteiligt haben, haben auch Sie die Regeln gebrochen und vor allem deutlich gemacht, wie wenig Sie die Meinung der Internetcommunity tatsächlich interessiert. Da können Sie sich auch nicht mehr herausreden.

Die Leute, die für den DFR gestimmt haben, hatten schließlich ihre Gründe dafür. Diese Gründe hätten Sie durchaus vor der Jura-Sitzung recherchieren und nachprüfen können. Haben Sie nicht. Hat Sie nicht interessiert. Ist das moderner Journalismus? Haben Sie denn gar keine Ehre im Leib?
Auf Science-Skeptical entschuldigt sich Peter Heller für ein paar „dämliche Rechtschreibfehler“, die entstanden wären weil der Kommentar sehr hastig geschrieben worden wäre. Mich interessieren die Rechtschreibfehler nicht, dafür um so mehr die Fakten. Aber das unterscheidet wahrscheinlich auch die Blogger vom durchgrünten Journalismus heutzutage in Deutschland.

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