26. August 2015

Ein Einwanderungsgesetz, und die Illusionen darüber

Schon länger wird diskutiert und gestritten darüber, ob Deutschland ein Einwanderungsgesetz braucht oder nicht. So was ähnliches gibt es ja schon und nennt sich Zuwanderungsgesetz. Doch wenn von Einwanderungsgesetz gesprochen wird, so wird zumeist etwas gemeint, was in etwa den entsprechenden Gesetzen in den USA, Kanada oder Australien entspricht. Das wäre was anderes als wir es bislang hier bei uns haben. Vielleicht wäre ein solches neues Gesetz gut für uns und für die die zu uns kommen möchten, wahrscheinlich sogar, doch es ist müßig darüber zu streiten, ob diese dann geregelte Zuwanderung etwas an den gegenwärtigen Flüchtlingsströmen ändern würde. Diese Art von Völkerwanderung ist nur entstanden, weil es attraktiver ist die Heimat zu verlassen um in der Fremde entweder selbst ein besseres Leben führen zu können, oder dort die Möglichkeiten zu nutzen, um die Verwandten und Familien zu Hause besser versorgen zu können. Jedenfalls ist dies bei der Mehrzahl der Flüchtlinge so. Aus individueller Sicht ist dieser Entschluss sehr rational und auch verantwortungsvoll. »Unseren Kindern soll es mal besser gehen« ist so ein Spruch den man sicher quer durch alle Nationalitäten oder Kulturen hören kann.

Doch dies ist ja nun schon ausgiebig diskutiert wurden, nur leider nicht, welche Begleitumstände denn eintreten müssten, damit ein Einwanderungsgesetz seine positive Wirkung entfalten kann. Voraussetzung ist nämlich, den quasi ungehinderten Zutritt zur EU zu verhindern. Praktisch so wie es die USA machen, in dem sie ihre Grenze schützen, ja selbst die Australier fangen die Flüchtlinge ab und weisen sie aus. Genau das ist der entscheidende Unterschied, eine gesteuerte Zuwanderung geht nur mit gesicherten Grenzen. Die EU müsste einen Grenzzaun bauen, vergleichbar dem zwischen Mexiko und den USA. Es illusorisch anzunehmen, dass dies politisch durchsetzbar wäre, zumal die Länder an der Außengrenze der EU nicht das Ziel der Einwanderer sind. Wenn nicht einmal solche Abkommen wie das von Dublin, wonach die Flüchtlinge gemäß einer Quote auf die verschiedenen EU-Länder verteilt werden sollten, das Papier wert sind auf dem sie gedruckt sind, dann wird es auch keine gemeinschaftliche Sicherung der Außengrenzen geben.

Verschiedentlich wird nun vorgeschlagen, das Schengener Abkommen auszusetzen und wieder nationale Grenzkontrollen einzuführen. Dies mag für die Bekämpfung von grenzüberschreitender Kriminalität nützlich sein, die Flüchtlinge wird man damit nicht abhalten können, die kommen dann eben über die grüne Grenze, so wie sie das eben jetzt in anderen Ländern tun. Will man dies nicht, wird es Zeit sich ein paar unangenehme Wahrheiten bewusst werden zu lassen.

Im Prinzip gibt es nur drei grundsätzliche Lösungen in der Flüchtlingsfrage. Die erste wäre, dafür zu sorgen, dass die Menschen nicht mehr ihre Heimat verlassen möchten. Das hieße, dort für Rechtssicherheit und Frieden zu sorgen, für wirtschaftliche Perspektiven ebenso. Wie so was gemacht werden könnte, in kurzer Zeit noch dazu, kann ich mir selbst in der Phantasie nicht ausmalen. Selbst solche gutgemeinten Dinge wie Entwicklungshilfe bleiben regelmäßig erfolglos, weil in den Ländern aus denen die Menschen fliehen wollen, Korruption, Vetternwirtschaft oder organisierte Kriminalität, jegliche positive Entwicklung regelmäßig im Keim ersticken. Wir müssten dort quasi als Besatzungsmacht auftreten um die bisherigen Strukturen zu zerschlagen. Auch langt meine Phantasie nicht aus, mir vorzustellen, wie dies aussehen könnte.

Also bleibt nur Lösung Nummer zwei, den Menschen den Zutritt zur EU zu, beziehungsweise zu Deutschland, zu verweigern. Dies wird menschliche Tragödien zur Folge haben, doch nur so kann dem Flüchtlingsstrom Einhalt geboten werden. Werden die Grenzen nicht gesichert, wird sich die unkontrollierte, die unkontrollierbare, Zuwanderung weiter verstärken, da jeder aufgenommene und jeder geduldete Zuwanderer weitere nach zieht.

Diese Zuwanderung nicht zu begrenzen, wäre die dritte grundsätzliche Lösung, mit Folgen allerdings, die ich hier ebenfalls nicht ausmalen möchte.

Die Zeit der Illusionen ist vorbei, auch wenn sie immer wieder durch solche Vorschläge wie denen von einem Einwanderungsgesetz genährt werden. Es würde nichts an der Situation in den Herkunftsländern ändern, weshalb der Auswanderungsdruck der gleiche bliebe. Für uns ist es natürlich ein Einwanderungsdruck. Letztlich ist dies die Kernfrage: Wie gehen wir mit diesem Druck um? Halten wir ihm stand, geben wir ihm nach oder sorgen wir für einen Druckausgleich. Jede dieser drei prinzipiellen Möglichkeiten hat Konsequenzen die uns bitter aufstoßen. Wird Zeit dass ehrlich darüber gesprochen wird, anstatt solche Wischi-Waschi-Vorschläge von einem Einwanderungsgesetz als Lösungsmöglichkeit zu bringen.

18 Kommentare :

  1. Quentin,

    Ein Einwanderungsgesetz bietet uns die Möglichkeit aufzuschreiben was wir als Gesellschaft wollen. Das ist eine wesentliche Vorraussetzung. Es bietet ausserdem die Chance Einwanderung aus wirtschaftlichen Gründen von politischem Asyl abzugrenzen und festzulegen, wie viel wir pro Jahr aufnehmen wollen und können.
    Denn wenn ich unsere Medien höre, gewinne ich den Eidruck, dass quasi jeder das Recht auf Asyl in Deutschland hat. Denn ausserhalb von wenigen Demokratien auf der Welt ist ja nahezu in jedem Land die Meinungsfreiheit, sowie der wirtschaftliche Wohlstand nicht gewährleistet und es ist in vielen Ländern Krieg. Anscheinend wollen auch alle nach Deutschland. Afrika hat 1.1 Mrd Einwohner. Viele davon versuchen vermutlich in den nächsten Jahren nach Europa bzw. nach Deutschland zu kommen. Selbst 1% wären 10 Mio. Menschen
    200.000 in 2014, 800.000 dieses Jahr, 1.5 Millionen nächstes Jahr und so weiter. Diejenigen die per Familiennachzug kommen nicht gerechnet. In knapp 5 Jahren sind die alle da und danach geht es weiter denn deren Bevölkerung wird trotzdem weiter wachsen, weil die Geld nach Hause schicken. Ein schöner Hockeystick. Auch wenn nur 10% anerkannt werden kostet es uns ein Haufen Geld das zu verwalten. Wird dann nichts mit der Rentenerhöhung. Nun gut ich wäre jetzt erstmal dafür den Soli dahin umzulenken.

    Seit die Marine im Mittelmeer rettet brauchen die Schlepper auch keine Schiffe mehr kaufen die es bis Italien schaffen könnten oder genügend Treibstoff an Bord haben, das steigert den Ebit bei den Schlepperbanden, den die können jetzt Schrottschiffe aus der ganzen Welt kaufen und erhöht die Bereitschaft auf so ein Schiff zu steigen. Ich schätze mal die verdienen mindestens so 500.000 € pro Schiff. Die IS und Boko Haram haben einfach vielen gezeigt, dass Afrika und der Nahe Osten keine Zukunft haben. Die kratzen ihr Erspartes zusammen und machen rüber. Verdenken kann man es ihnen nicht. Ist wie bei der DDR nur, dass es noch mehr Menschen sind.
    Nun sind wir dran und müssen sagen was wir wollen. Dazu ist ein Einwanderungsgesetz gut.
    Wie dem auch sei. Ich schätze 2017 wird es eine interessante Bundestagswahl.

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    1. Lieber Günter,

      ich bin kein Gegner eines Einwanderungsgesetzes. Nur nützt es derzeit nicht dabei die unkontrollierte Zuwanderung in eine kontrollierte umzuwandeln. Ansonst bin ich ganz deiner Meinung. In den Medien wird überwiegend eine Haltung propagiert, nach dem Gut ist, was für die Menschheit gut ist. Die Frage, was ist gut für uns, wird nur am Rande gestellt, und wenn es sich dann doch jemand traut, dies zu erwähnen, wird er sofort in die rechte Ecke gestellt. Im Übrigen ist dieses Muster, die Überdehnung von uns auf die gesamte Menschheit, nicht nur in der Flüchtlingsfrage zu sehen. Ob es um Maßnahmen zur Klimarettung, der Eurorettung, oder was weiß ich nicht noch alles geht, nirgends beschränkt sich die Selbstidentifizierung auf eine kulturell gewachsene Gemeinschaft, die sich fragt, was für uns nützlich ist, sondern erstreckt sich auf eine imaginäre Weltgemeinschaft. Das klappt schon in Europa nicht, von der ganzen Welt zu schweigen.

      Noch gelingt es den Medien und verschiedenen politischen Akteuren, ihre Interpretation von uns als moralisch gut darzustellen. Die Frage ist nur, wie lange noch.

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    2. Sehr geehrter Herr Heß, nun, wenn wirklich 1% der afrikanischen Bevölkerung zu uns nach Deutschland wollte, also über 10 Millionen Menschen, dann stellt sich doch die Frage, wieso sie es in den letzten 20 Jahren nicht versucht haben? Ich kenne die genauen Zahlen nicht, aber die Zuwanderung aus dem Kontinent hat nicht ganz diese Dimensionen erreicht. In der Stuttgarter Zeitung war heute eine Grafik zu sehen, wie hoch die Quote der Anerkennung der Asylanträge bisher war. In den allermeisten afrikanischen Ländern lag es im tiefen einstelligen Prozentbereich. Ausnahmen waren die Gebiete, wo wirklich seit Jahren Bürgerkrieg herrscht.

      Übrigens zum Hinweis auf die DDR. Ich hab die Zahlen auch wieder zusammensuchen müssen. Sie gering war der Zuzug aus der DDR nicht. In den 40 Jahren DDR waren es 3,8 Millionen Menschen, die von Ost nach West gingen. Nicht mitgerechnet sind Typen wie ich, der irgendwann man von TH nach BaWü umzogen ;)Und was man mit beachten muss, es gibt nicht nur die Zuwanderung, sondern auch die Abwanderung. Und erst das Ergebnis aus beiden ergibt eine Nettobilanz. Die Zuwanderung aus der DDR war auch netto betrachtet enorm, auch wenn es etliche Rückwanderungen gab. Wenn man hingegen schaut, es gab seit Jahren beispielsweise mehr türkische Staatsbürger, die von Deutschland wieder in die Türkei gingen als umgekehrt, dann relativiert sich die Bilanz. Wenn es jährlich über 500.000 Abwanderungen gibt und wir auch eine sehr geringe Geburtenrate haben, dann sind 600.000-700.000 Zuwanderungen vom Grundsatz her durchaus verkraftbar.

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  2. @Quentin

    Die Menschen die hier herkommen müssen fair behandelt werden. Das muss akut und
    Operativ getan werden. Dabei müssen die Interessen unserer Bürger beachtet werden. Nur wenn wir eine politische Diskussion über Einwanderungsgesetze bekommen kann
    Das stattfinden. Ich fände es zum Beispiel gut, wenn der Soli dazu verwendet würde die Länder Finanzen zu regeln, wenn es darum geht die Flüchtlinge zu finanzieren.

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  3. Also ich muss sagen, dass ein Einwanderungsgesetz nur dann zum Erfolg führt, wenn man die Außengrenzen (in dem Fall der EU) strengstens bewacht, ist eine überlegenswerte These. Auf Anhieb wüsste ich nicht, ob ich dem zustimmen könnte oder nicht. Aber das ist ja nicht das Schlechteste, wenn man sich nicht spontan für ja oder nein entscheiden kann, weil man genötigt wird, Pro und Cons echt mal abzuwägen.

    Ich denke aber in der Praxis gibt es Punkte, die das Ganze zur Zuspitzung brachten. Zum einen wurden Prognosen, wie viele Flüchtlinge denn zu uns kommen werden, von offizieller Seite immer wieder nach unten korrigiert. Könnt Ihr euch noch daran erinnern, was man am Anfang des Jahres meinte, wie viele kommen werden? Diese Zahlen waren aber Grundlage für Länder und Kommunen, die sich auf viel kleinere Zuwanderungen vorbereiteten und plötzlich mussten in Heimen die dreifache Menge an Menschen unterbracht werden, als geplant war. Wäre man wirklich am Anfang des Jahres ehrlich gewesen und die Politik hätte gesagt, da kommt etwas auf uns zu, dann wäre mehr Zeit geblieben, um die stärksten Härten abzumildern. Übrigens ein sehr schönes Beispiel, was passiert, wenn die Politik ein reales Problem in der Zukunft versucht, immer wieder runterzuspielen, in Hinblick auf den Klimawandel.

    Ein anderer Punkt, das Grundwesen unseres Asylrechts besteht darin, dass die Menschen erstmal in unserem Land einreisen müssen, um den Antrag überhaupt stellen zu können. Die Menschen werden schon quasi genötigt, möglichst frühzeitig in unser Land einzureisen, um überhaupt Asyl bekommen zu können. Wie wäre es, wenn man schon im Vorfeld einen Asylantrag stellen könnte, beispielsweise in der jeweiligen Botschaft? Ein abgelehnter Bescheid hätte nicht die negative Folgen (monatelanges Ausharren in Lagern ohne Arbeitserlaubnis, keine Abschiebung, usw.) wie momentan.

    Vielleicht muss man auch von dummen Zufällen sprechen, dass so viele lokale Konflikte auf der Welt herrschen. Und es ist ein Zustand, der nicht von Dauer sein muss. Man darf nicht vergessen, über viele Jahre hatten wir in Deutschland mehr Ab- als Zuwanderungen. Das kann auch wieder in den kommenden Jahren passieren. Dann wäre auch Zeit, über Reformen nachzudenken und umzusetzen. Aber so wie ich die Politik beobachte, wird man eher solche Ruhephasen verstreichen lassen und wieder erst in heißen Zeiten agieren. Schade.

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  4. @ S.Hader

    Sind die vielen lokalen Konflikte in der Welt nur ein dummer Zufall? Ich weiß es nicht. Mir ist noch nicht ganz klar, welche treibende Interessen, welche Weltbilder und Ideologien dahinter stehen. Ganz sicher hat es aber mit der Auflösung der bipolaren Welt nach dem Zerbrechen des kommunistisch-sowjetischen Imperium zu tun. Sowohl die einzelnen lokalen Interessen der Menschen suchen sich neue Begründungen, als auch die in globaler Perspektive. Die süße Droge Macht erobert sich neue Felder. Von lokalen Despoten bis hin zu überregionalen scheinbar religiös motivierten Konflikten. Von kleinen korrupten Beamten bis hin zu fehlenden Sicherheitsregimes. Vielleicht sind die Konflikte kein dummer Zufall, sondern der normale Zustand der Welt, so wie sie eben ist.

    Wenn das aber der Fall ist, dann bedeutet es auch, dass die Probleme die mit dieser Welt einhergehen, reale sind. Und im realen Leben schlägt Pragmatismus die Ideologie. Im übrigen, Pragmatismus kommt nicht ohne Ideologie aus, sie ist nur reduziert unter Abwägung der Gegebenheiten. Nichtreale Probleme, die ohne Praxisbezug, wie etwa die Erzählung vom Klimawandel, oder von der Übernutzung von Ressourcen, spielen dann in der zweiten Prioritätenliga, egal wie man prinzipiell dazu steht. Wenn das Dach undicht ist, der Keller absäuft, dann macht man sich über die Lösung dieser Probleme Gedanken, und nicht darüber, welche Bepflanzung des Vorgartens schick wäre.

    Das geschieht natürlich jetzt auch, und nicht nur bei dem Wettstreit der Schlagzeilen um größte Aufmerksamkeit. Es geht auch um Ressourcenallokation: Wie setze ich welche Mittel zur Lösung welcher Probleme ein? Imaginäre Probleme, wie der Klimawandel, treten dann in den Hintergrund und werden zur akademischen Frage. Ein Status übrigens, den ich dafür für angemessen halte.

    Sind die vielen lokalen Konflikte ein dummer Zufall? Herr Hader, ich danke ihnen für diese Frage, wenngleich Sie es nicht als solche formuliert haben, und meinten, dass dies möglicherweise so gedacht werden müsste und dieser Zustand eventuell nicht von Dauer sein müsse. Die Flüchtingsströme zwingen uns dazu, über diesen Zustand der Welt neu nachzudenken, was unter anderem zur Folge hat, dass die realen Probleme in den Vordergrund treten, die imaginären in den Hintergrund.

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  5. @Quentin

    Nein Zufall ist das nicht. Die Menschen haben gesehen, dass Afrika und der nahe Osten keine Zukunft haben. Deutschland bietet attraktive Starthilfen eine Existenz aufzubauen und sogar die Familie Zuhause zu versorgen. Viele Russlanddeutsche sind genau auch aus diesem Grund gekommen. Das ist ein attraktives Modell zu mindestens von der Ferne betrachtet. Der Bevölkerungsdruck in Afrika wächst, allerdings hält dort das Wirtschaftswachstum nicht Schritt. Trotzdem sorgt dieses Wirtschaftswachstum dafür, dass viele Familien Geld ansparen können, um die Schlepper zu bezahlen. Es ist also ein Geschäft geworden. Für einige Kreise so attraktiv wie der Drogenhandel. Nein, es ist kein Zufall und ich glaube nicht, dass es abreißen wird. Es sind ja eben genau nicht die ganz Armen und die Landbevölkerung die kommen, sondern eher eine Art städtische Mittelschicht die am Wachsen ist aber auch die Perspektivlosigkeit spürt durch IS und Korruption. Die haben IPhones, etc. Und die wird ja hoffentlich anwachsen, weil Afrika sich hoffentlich entwickelt.

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  6. @Quentin Quencher, ein lokaler Konflikt ist kein Zufall, es existieren handfeste Gründe und unterschiedliche Interessen, die aufeinander prasseln und kriegerisch ausgetragen werden. Allerdings das wir momentan weltweit so viele lokale Konflikte haben, könnte schon Zufall sein und es kann wieder Zeiten geben, wo zumindest die Anzahl der Konflikte wieder niedriger ist. Vermutlich kann es mit dem Wegfall des Kalten Krieges zu tun haben, was ja in meiner Kindheit der alles überlagernde Konflikt war.

    Zu der Prioritätenliga, finde ich einen guten Ausdruck. Es ist völlig klar, kurzzeitig können immer wieder Probleme auftreten, die die höchste Priorität erhalten. Das passiert sowohl in politischen Systemen (Griechenland, Flüchtlingswelle usw.) wie auch im persönlichen Leben, wenn ich akut krank bin, dann treten langfristige Probleme erstmal in den Hintergrund. Sie bezeichnen den Klimawandel als imaginäres Problem. Okay, es gibt auch Menschen, die ihren Bluthochdruck als imaginäres Problem ansehen, weil sie nicht so recht an die möglichen Folgeschäden glauben und ihren Ärzten misstrauen. Da hat jeder seine eigene Sichtweise.

    Was jetzt die Prioritätenliga angeht, so würde ich das Ganze mit den vielen Tasks auf einem Computer vergleichen. Da laufen parallel viele Programme im Hintergrund ab. Immer wieder erhalten bestimmte Tasks ganz hohe Prios, mal soll MS Word den größten Teil der CPU-Last erhalten, mal der Virenscanner das prüfen, was auf der Festplatte ist usw.. Und dann gibt es wieder Programme, die ganz im Hintergrund laufen, wie beispielsweise der Hostprozess oder die Festplattensortierung. Sie erhalten nicht oft die CPU zugeteilt, aber dadurch das sie permanent laufen, werden ihre Aufgaben im Laufe der Zeit abgearbeitet. Und so sehe ich das auch beim Klimawandel. In der medialen Aufmerksamkeit ist es nur selten ganz weit vorne. Die Maßnahmen wie beispielsweise die Energiewende läuft eher im Hintergrund ab. Die Menschen wissen kaum, wie viel Windenergie dieses Jahr installiert wird oder welche neue gesetzliche Regelung in Kraft kommt. Aber das ist völlig egal, denn die Maßnahmen laufen weiterhin, oder haben Sie irgendwo gehört, dass die Energiewende hierzulande ausgesetzt wurde? Der Klimawandel muss nicht immer in den Top3 der Weltnachrichten stehen, um etwas gegen ihn zu unternehmen. Andere Top-Themen wie eben der Flüchtlingszustrom können hingegen in 1-2 Jahren wieder in den Hintergrund gedrängt sein, so wie es in den 90er Jahren auch war, als es durch den Jugoslawien-Krieg vergleichbar mit heute eine Masseneinwanderung gab. Danach ging es zur Normalität zurück. Mit einer Unterteilung in reale und imaginäre Probleme hat das aus meiner Sicht weniger zu tun, sondern eher mit akut und chronisch.

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  7. @Quentin

    Interessante Meldung. Die Bezüge von Flüchtlingen liegen über dem serbischen Durchschnittsverdienst:
    http://www.focus.de/politik/deutschland/dann-kaemen-sofort-weniger-fluechtlinge-serbiens-ministerpraesident-fordert-deutschland-soll-bezuege-fuer-fluechtlinge-senken_id_4919111.html

    "Der serbische Ministerpräsident Aleksandar Vučić appellierte an Deutschland, dringend die Bezüge zu senken, die Flüchtlinge bekommen. Dann kämen rund 80 Prozent weniger Flüchtlinge vom Balkan und das ab sofort. Denn die Bezüge liegen über dem serbischen Durchschnittsverdienst."

    Das zeigt, dass wir Anreize setzen in Deutschland Transferleistungen zu beziehen.

    Aber auch:
    "So beziehen 24.736 bulgarische Kinder Kindergeld in Deutschland, ebenso wie 70.790 griechische Kinder und 122.488 italienische Kinder. Auffällig ist dabei die hohe Zahl an Kindern von EU-Bürgern, die Kindergeld empfangen, aber gar nicht in Deutschland leben. Von 144.058 polnischen Kindern, die kindergeldberechtigt sind, leben 29 Prozent (41.361) nicht in Deutschland. Ebenso wie jeder zehnte, der 35.719 Kindergeldempfänger aus Rumänien und jeder fünfte, der 16.382 Empfänger aus Ungarn.
    EU-Bürger haben automatisch einen Anspruch auf Kindergeld, wenn sie einen Wohnsitz oder ihren gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland haben. Sie bekommen auch dann die Leistung, wenn ihre Kinder nicht in Deutschland leben, sondern ihren Wohnsitz in einen anderen EU-Mitgliedstaat haben.
    Häufig einzige erkennbare Einnahmequelle der Familien
    Der 133 Seiten starke Bericht mit dem Titel „Rechtsfragen und Herausforderungen bei der Inanspruchnahme der sozialen Sicherungssysteme durch Angehörige der EU-Mitgliedstaaten“ warnt jedoch vor einem zunehmenden Missbrauch der staatlichen Hilfsleistungen, schreibt „Bild“. In dem Bericht heißt es dazu: „Das Kindergeld ist häufig die einzige erkennbare Einnahmequelle der Familien.“ Das trifft vor allem auf arbeitslose Zuwanderer zu: „Vielfach ist das Kindergeld die einzige Leistung, die nichterwerbstätige Unionsbürgerinnen und Unionsbürger erhalten können.“

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  8. Lustig auch, dass der Spiegel mit dem Begriff Leitkultur kommt:
    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/fluechtlinge-deutschland-braucht-eine-leitkultur-kolumne-a-1051200.html

    Haben sie das endlich kapiert. Damals wurde die CSU dafür ans Kreuz genagelt, aber Recht hatten sie.
    Integration ist leichter wenn es eine Leitkultur gibt.

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    1. Ja Günter, ohne Leitkultur zerbricht jede Gesellschaft. Zur Erinnerung, das schrieb ich im Dezember 2013:

      „Der vielgeschmähte Ausdruck »Leitkultur« trifft es haargenau. Ohne eine solche kann es keine Integration geben. Um es noch mal hervorzuheben: Integration ist etwas grundsätzlich anderes als Multikulti, es schießt sich geradezu gegenseitig aus.“
      http://glitzerwasser.blogspot.de/2013/12/der-traum-vom-regenbogen.html

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    2. Günter, den Augstein jr. lese ich eigentlich nicht mehr. Meist ist es nur ein sinn- und faktenbefreites Geschwafel was von ihm kommt. Jetzt, nach dem Du darauf hingewiesen hast, habe ich es doch getan. Eine Befindlichkeit der deutschen Links/Grünen bringt er auf den Punkt:

      „Vielleicht ist die Freude über die Neuankömmlinge deshalb so groß, weil sich auf unerwartete Weise damit für die Deutschen eine Hoffnung verbindet: anders sein. Weniger deutsch.“

      Es ist das gestörte Verhältnis der Links/Grünen zur eigenen Identität, welches hier zum Ausdruck kommt.

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  9. @Quentin

    Es gibt Untersuchungen die zeigen, dass die Integration dort besonders gut gelingt wo sich die Zuwanderer an einer vorhandenen Kultur orientieren können. Das heißt jetzt nicht, dass sie komplett ihre Kultur aufgeben müssen und die andere Kultur annehmen müssen. Im Gegenteil. Entscheidend ist, dass sie dann wissen was in dem anderen Kulturkreis die Befindlichkeiten ihrer Mitmenschen verletzt und sie können darauf achten das zu vermeiden. So entsteht gegenseitiger Respekt. Die Alteingesessenen haben das Gefühl, dass ihre Kultur respektiert wird und respektieren im Gegenzug die Neue. In dem Multikultiunsinn bekommen hingegen die Zuwanderer das Gefühl alles ist erlaubt und so entsteht Orientierungslosigkeit und es werden die Gefühle der Alteingesessen verletzt. Daraus entstehen Konflikte. Eine Leitkultur hingegen gibt Orientierung für beide Seiten. Wenn man hingegen den Linken und den Grünen zuhört hat man das Gefühl die Alteingesessenen müssten sich an die Zuwanderer anpassen. Das geht schief. In der Studie die ich gelesen hatte vor etwa 15 Jahren wurde nachgewiesen, dass die Integration besonders in bayrischen erzkatholischen Gegenden gut gelingt.

    Ich denke es werden sich viele dieser Flüchtlinge aus den unterschiedlichen Regionen gut integrieren, andere bekanntermaßen aber nicht, wie man sieht, wenn man den Stuttgarter Stadtpark googelt.

    Es würde auch Zeit, dass diese Angst davor deutsch zu sein die die Linken und Grünen vor sich hertragen hinter sich gelassen wird. Im Grunde mögen das die Linken und die Grünen meiner Ansicht nach nicht, weil es diese deutschen Eigenschaften sind die uns besonders erfolgreich machen. Und dieser Erfolg hat nichts mit grüner oder linker Politik zu tun, sondern mit der Politik von CDU/CSU, SPD und FDP. Die wissen meines Erachtens schon genau, dass ihr EEG, Frauenpolitik und ihr Multikulti ein Fehlschlag waren, deshalb treten sie auch so totalitär auf wenn jemand das kritisiert.

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    1. Sehr geehrter Herr Heß, im Grunde stimme ich Ihnen in vielen Dingen zu, so auch, dass man in einem fremden Land wissen sollte, was die gegebenen Geflogenheiten sind und mit welchem Verhalten man Einheimische ggf. verärgern würde. Deshalb stehen ja in Reiseführern jede Menge Tipps und Verhaltensregeln drin. Es gibt allerdings hierzulande Menschen (kein großer Teil der Bevölkerung), deren Befindlichkeiten werden schon dadurch verletzt, wenn sie mit einem fremdländischen Aussehen im Erscheinungsbild öffentlicher Straßen auftauchen. Was machen Sie in solchen Fällen? Was machen Sie mit denen, die sich schon gestört fühlen, wenn eine syrische Familie mit drei Kindern einen Spaziergang machen und die Kleinen besonders lebhaft sind? Auf die Befindlichkeiten seiner Mitmenschen achten ist zwar wichtig, aber die sind weit gestreut. An wen orientiert man sich da? An den Durchschnitt, an die Robustesten, an die Empfindlichsten? Ich habe kein Problem mit dem Begriff Leitkultur, solange man nicht glaubt, dass das eine statische, unveränderliche Größe sei. Ich war ein einziges Mal in meinem Leben in den USA. Ja, da habe ich amerikanische Leitkultur mitbekommen und gleichzeitig auch Multikulti und man konnte beides nicht wirklich voneinander trennen. Es gibt ja auch diesen Spruch, er ist so amerikanisch wie Pizza und Sushi. Warum sollte das hierzulande nicht auch möglich sein. Ich glaube sogar, deshalb so viele Flüchtlinge Deutschland aufsuchen, weil sie sich von deren Kultur, dessen Wohlstand, Ordnung, Detailliebe angezogen fühlen. Wenn ich als Flüchtling vor der Wahl stehen würde (was mir hoffentlich nie passiert) ein Land als vorübergehenden oder dauerhaften Wohnort auszusuchen, dann würde ich eher das wählen, was sich mit meinem Sinn für Kultur gut verträgt.

      Im übrigen finde ich, die Alteingesessenen müssen sich nicht an die Zuwanderer anpassen, sie tun es einfach. Im ganz alltäglichen Leben. Es wäre auch naiv zu glauben, dass ein großer Zuzug von außen keinerlei Einfluss auf die einheimischen Menschen und dessen Kultur hätte. Auch die Leitkultur ist in den letzten 50 Jahren eine andere geworden, und das hat auch etwas (nicht nur) mit der Migration zu tun.

      Leicht amüsiert war ich über den Hinweis über den Stuttgarter Stadtpark. Ich muss den ja nicht googeln, ich sehe ihn oft einmal in der Woche :). Aber um zu verstehen, was sie damit meinten, habe ich dann doch die Google Bildersuche bemüht. Ich nehme mal an, Sie meinen den hohen Ausländeranteil in den Parks (ansonsten sieht man jede Menge grüner Rasen, wobei aufgrund Stuttgart 21 da nicht mehr alles grün ist, sondern viel eingezäunt, kaserniert und überzogen von blauen Wasserrohren. Well, das gehört nunmal zum Stuttgarter Erscheinungsbild und ohne die Ausländer wäre es eine seit Jahrzehnten schrumpfende Stadt. Die Region ist wirtschaftlich potent und das zieht eben die an, die flexibel in der Wohnungswahl sind, so auch mich. :)

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  10. Ich dachte eher an die folgende Integration:
    https://www.youtube.com/watch?v=f-neNaLnXNo

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    1. Nein, schön ist das nicht, wenn Menschen einen Stadtpark als WC nutzt. Genauso wenig wenn das in der Hauptstadt nach einer Raveparty passiert.

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  11. @Quentin

    Interessant wäre auch folgende Frage, ob wir es mit Flucht oder Auswanderung zu tun haben. Die Beobachtung der Taxifahrer in meiner Stadt, dass diese Menschen sehr viel Bargeld dabei haben spricht für Letzteres.
    Wenn es also Auswanderung ist, dann wäre es im Umkehrschluss Einwanderung.

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  12. @Quentin

    Was ich interessant finde sind die Rufe nach dem EU weiten Kompromiss durch Deutschland und einer Quote.
    Das kann ich mir nicht wirklich vorstellen. Denn Deutschland macht ja Werbung, dass die Menschen zu uns kommen, Deutschland zahlt die höchsten Sozialleistungen und lockt mit seinen Sozialleistungen Wirtschaftsflüchtlinge an. Von Kriegsflüchtlingen und Asylanten lassen die sich ja ohne aufwändiges Verfahren erstmal nicht unterscheiden
    Das bedeutet weder die anderen Länder in der EU werden zustimmen noch werden die Menschen die nach Deutschland wollen sich zum Beispiel in die Slowakei verteilen lassen. Die zahlen zum Teil mehrere Tausend Dollar an Schlepper und wollen nach Deutschland, um das Geld wieder zu verdienen.
    Ein EU Land, dass keine Flüchtlinge aufnehmen möchte hingegen wird sich bedanken, wenn Deutschland Werbung macht und sie per Quote dann die Flüchtlinge abbekommen.
    Bevor man über Quoten redet braucht es eigentlich eine Harmonisierung der Asyl- und Einwanderungsgesetze innerhalb der EU.
    Eine Quote ist also erstmal keine Lösung.

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